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Biber erzwingt Wegesperrung bei Neustadt

13.05.2016

Das Amt Neustadt hat jetzt die Notbremse gezogen und lässt den Weg zwischen Goldbeck und Sieversdorf vorläufig für Fahrzeuge sperren. Die Schäden durch Biberbauten lassen einen sicheren Verkehr inzwischen nicht mehr zu.


Seltene Begegnung: Am helllichten Tag überquert ein Biber die Straße zwischen Dreetz und Giesenhorst und lässt sich auch von Passanten nur wenig stören.
Quelle: Joachim Ribbe

Goldbeck. Es hat sich seit Monaten abgezeichnet: Der etwa drei Kilometer lange Weg zwischen Goldbeck und Sieversdorf (Amt Neustadt) wird nun gesperrt. Die Amtsverwaltung hat bereits provisorisch einige Schilder und ein Sperrgitter aufstellen lassen. Die offizielle verkehrsbehördliche Anordnung ist beim Landkreis beantragt.


Grund sind die Aktivitäten der Biber im Graben direkt neben der Fahrbahn. Die Böschung der Straße hat sich für sie offenbar als ideales Baugebiet erwiesen. Gänge und Höhlen durchziehen den Boden und lassen das Betonpflaster darüber immer wieder unvermutet absacken – manchmal metertief. Es drohen Unfälle. Außerdem gehen die ständigen Reparaturen inzwischen richtig ins Geld.


Seit Jahren wird darüber diskutiert, was sich gegen die Misere unternehmen lässt. Bei der jüngsten Sitzung der Neustädter Stadtverordneten machte Amtsdirektor Dieter Fuchs aus seiner Unzufriedenheit keinen Hehl. Bislang habe man schon über 11 000 Euro allein für die Reparaturen am Weg ausgegeben. Auf die Dauer gehe das nicht so weiter. Den Graben einfach trockenzulegen, um den Biber zu vertreiben, sei nicht machbar. Zwar seien Fördermittel für den Böschungsschutz beantragt, doch ein Bescheid stehe nach wie vor aus. „Die Untere Naturschutzbehörde muss endlich mal wirksame Maßnahmen vorschlagen“, forderte Dieter Fuchs. „Wir sind sehr an einer kurzfristigen Lösung interessiert.“


Solch eine Lösung hat auch der Wasser- und Bodenverband „Dosse-Jäglitz“, der die Gräben in der Region instand hält, nicht parat. Verbandsgeschäftsführer Gernot Elftmann denkt momentan vor allem an eine Befestigung der Böschung. Schotter wäre vorstellbar. Anderswo wurden auch schon Metallgitter in den Boden gegraben. Der technische und vor allem der finanzielle Aufwand wäre in jedem Fall beträchtlich. Der Verband habe bei der Investitionsbank des Landes Unterstützung beantragt. Aber es sei nicht abzusehen, ob und wann es die gibt.


Angesichts dieser Situation werden Stimmen lauter, die ein direkteres Vorgehen fordern: „Problembiber“ wegfangen und umsiedeln oder bejagen.


Leute, die sich mit der Situation beschäftigt haben, schätzen die Erfolgsaussichten als gering ein – ganz abgesehen davon, dass die Tiere europaweit streng geschützt sind. „Der Bestand ist inzwischen so hoch, dass Biberreviere, die frei werden, schnell wieder besetzt sind“, sagt Joachim Ribbe. Der Dreetzer ist seit Jahren als ehrenamtlicher Biberbeobachter für die Naturschutzstation in Zippelsförde unterwegs und behält den Bestand im Auge. Der habe sich bemerkenswert entwickelt: „Den Biber gab’s bei uns zu Anfang eigentlich nur noch vereinzelt im Dreetzer Raum. Inzwischen hat er sich flächendeckend ausgebreitet.“ Zwar seien die Tiere nicht an jedem Ort zu jeder Zeit anzutreffen, doch wenn die Bedingungen stimmen, müsse man nicht lange auf sie warten. Wasser, geeignetes Gelände für den Höhlen- oder Burgenbau und das Futterangebot seien ausschlaggebend, so Ribbe.


Am Weg zwischen Goldbeck und Sieversdorf sind die Bedingungen offensichtlich ideal: der gut wasserführende Graben, die Böschung mit Baumbestand und direkt angrenzend Acker. Im vergangenen Jahr war dort großflächig Mais angebaut. Für Biber ein Festessen, das auch die Jungen gut heranwachsen lässt. Dieses Jahr steht Raps auf dem Feld. Wie sich das auswirkt, wird sich zeigen.


„In Hohenofen am Dosse-Rhin-Zuleiter gibt es einen ähnlichen Fall“, berichtet Joachim Ribbe. „Aber der Weg da ist nicht so stark befahren.“ Dort seien zum Schutz der Böschung Gitter in den Boden eingegraben worden. „Das ist sehr aufwendig. Das kann man nicht überall machen.“


Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin wurden in den zurückliegenden Jahren bereits immense Summen investiert, um den tierischen Baumeistern Grenzen zu setzen. Die Dämme an der Fehrbelliner und Ruppiner Wasserstraße ließ das Land für Millionen bibersicher aufrüsten. Bei Friedrichsgüte nahe Wittstock wurde vor gut zwei Jahren ein Wegedamm komplett erneuert, nachdem Zeit und Biber dem alten erheblich zugesetzt hatten. Die rund 100 Meter kosteten über 100 000 Euro. Die Hälfte zahlte die Kommune.


Bei Goldbeck wäre sicherlich kein kompletter Neubau nötig. Allerdings ist die betroffene Strecke mit etwa einem Kilometer deutlich länger.


Von Alexander Beckmann

 

 

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